behaupte ich mutig und weiß, dass gerade irgendwo das Schicksal, die Lebensplanung oder der Lebenswegplaner lachend vom Stuhl fällt.
Ihr erinnert euch den Beitrag? Ich will euch was dazu erzählen. Wie gesagt, es gehört schon eigentlich zu "Erzähl das Märchen jemand anderem" aber hei, ihr könnt weiterscrollen. Aber ich habs aufgeschrieben und werde mich beim nächsten "es geht wieder rund" daran erinnern.
Diesmal ging es um Alltagsdinge, die bei mir irgendwie dann doch nicht normal laufen können. Wie ihr wisst, bin ich ja schon älter. Ein netter Mensch, der mich jedes Jahr (bis auf dieses) an meinem Geburtstag mit Blumen daran erinnert, behauptet zwar konstant ich sei 39, aber davon bin ich schon etwas weiter entfernt.
Egal , zurück zum Thema. Zu Beginn diesen Jahres habe ich einen Antrag auf die Plastikfahrerlaubnis gestellt. Rosa soll man ja abgeben und das war noch nie so meine Farbe. Damit nahm das Ungewöhnliche seinen Lauf. Zunächst beim Antrag, mit allen notwendigen Papieren, stellte mein Gegenüber fest, dass ich den Lappen nicht hier im Kreis gemacht habe und damit die Bearbeitung 4 Wochen länger , also 8-12 Wochen, dauern kann. Kein Thema, ich hab ja das Rosading. Alle Unterlagen komplett, gezahlt, nach Hause gefahren und gewartet. Ende März - nichts, ok 8 Wochen vorbei. Ende April nix - nu könnte ja endlich mal die Benachrichtigung zum Abholen kommen.
Anfang Mai, mein Handy klingelt, ich melde mich mit Namen und habe eine Dame vom Lappenverwaltungsamt am Apparat. Folgendes Gespräch ereignete sich dann:
"Frau Juna, ich rufe an wegen Ihrem Antrag auf Austausch vom Rosalappen zur Plastikkartenfahrerlaubnis. Es war ja eine Menge Arbeit, die ich wegen Ihnen hatte"
"Moin, aha, na das hatte ich ja schon geahnt. Seitdem ich den Rosalappen erhalten habe, habe ich ja einmal den Vornamen und Nachnamen, auf Antrag, sowie zweimal den Nachnamen durch Heirat gewechselt. Aber man sagte mir, dass ich den Rosalappen nicht ändern muss."
"Das war einer der Gründe, aber sie sind ja ständig umgezogen und ICH musste ja erstmal die Originalakte finden. Aber der Hauptgrund, weswegen ich anrufe ist der, dass SIE die Plastikkarte nicht bekommen werden! Sie fahren immerhin seit 30 Jahren ohne Fahrerlaubnis, man hat IHNEN diese vor 30 Jahren entzogen und SIE können den Rosalappen überhaupt nicht besitzen. Falls SIE also so einen als IHR Eigentum bei sich tragen, muss es sich dabei um eine Fälschung handeln".
Ich war etwas sprachlos, schaute auf meinen Geldbeutel in dem mein Rosalappen lag und fragte:
"Wieso sollte man mir den entzogen haben und müsste ich das dann nicht wissen bzw. müsste ich den dann nicht abgegebne haben? Ich habe das Original hier vor mir liegen."
"Das konnte man mir an der Ausgabestelle in der Stadt nicht sagen, da ist nur ein Computereintrag vorhanden, die Akten wurden vernichtet. Immerhin ist das schon 30 Jahre her. Wahrscheinlich sind sie unter Alkohol oder Drogen gefahren und haben einen Unfall verursacht oder eine andere Straftat beim Fahren begangen."
"Moment, Sie sagen Sie wissen nicht warum, behaupten ich habe eine Fälschung vor mir liegen und wollen mir unterstellen ich habe eine Straftat begangen? Ich habe ein polizeiliches Führungszeugnis O, ohne Eintragungen, das bekommt man nicht ohne Eintragung, wenn man eine Straftat begangen hat. Das muss ein Fehler im System sein."
"Nein, das ist sicher kein Fehler, der einzige Fehler, der eventuell passiert ist, was noch zu überprüfen ist, dass man Ihnen den Rosalappen nicht abgenommen hat. Weshalb SIE in den letzten 30 Jahren so tun konnten, als haben SIE eine Fahrerlaubnis. Aber das werden wir jetzt ändern. Ich werde nächste Woche mit meinem Vorgesetzten sprechen, der ist nämlich diese Woche im Urlaub, und dann werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen. Aber gehen SIE davon aus, dass es nicht so ausgehen wird, wie Sie sich das wünschen. Ferner werden wir dann prüfen welche Verfahren gegen Sie eingeleitet werden können. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
Klack aufgelegt.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich schon während des Gesprächs durch war. Danach spielten sich die wildesten Gedankengänge ab. Hatte ich vor 30 Jahren solch einen Aussetzer, dass ich mich nicht mehr an ein Verfahren gegen mich erinnern kann. Warum sollte das sein. Ich wurde doch ein paar mal in Verkehrskontrollen rausgezogen. Man hatte den Lappen via Funk kontrolliert. Das war doch sicher ein schlechter Scherz und ja ich suchte die Kameras, die doch irgendwo hängen müssen, war fertig mit den Nerven, schob Panik und überlegte ob ich noch mit dem Auto nach Hause fahren kann.
Keine Kamera. Was tun? Ich musste noch 4 Stunden arbeiten und bis zum Feierabend war mir klar: Das kann ich nicht alleine, ich brauche einen Anwalt. Einen guten, einen der mich in dieser Sache vertreten kann und war in dem Moment froh, dass egal was das kosten könnte, die Rechtschutz zahlen wird. Also nach Hause, Rechtsschutzversicherung angerufen "Ich brauche eine Erstberatung im Verkehrssrechr" - "tut uns Leid Frau Juna, aber das ist bei uns nicht abgedeckt." - Ah klar, die habe ich ja beim ADAC, also dort angerufen. Das ging ratzfatz und keine 2 Minuten nach dem Telefonat hatte ich via Mail die Bestätigung zur Kostenübernahme der Beratung und ggf. Vertretung vor Gericht.
Die Anwaltssuche sollte kein Problem sein, immerhin haben wir eine Kanzlei im Dorf, bei denen wir schon Kunde sind und die uns bisher immer gut beraten haben, das die auch noch einen Verkehrsrechtler haben passt doch perfekt. Denkste Juna. Angerufen, um einen Termin beim Verkehrsheini gebeten und nach einer kurzen Schilderung "Lappentauschproblem" die Antwort bekommen "für sowas hat der Verkehrsheini keine Zeit, suchen sie sich nen anderen, den SIE verarschen können." Klack.
Ich war seit dem ersten Anruf nun nicht wirklich gefestigt, kurz vorm Nervenzusammenklapper, heulend und dann sowas. Ok, also Gelbe Seiten, oh eine Anwältin ebenfalls im Dorf, Verkehrsrechtlerin. Angerufen, eine sehr liebe und nette Angestellte am Telefon, die mich fragte um was es geht, ihr so kurz wie möglich erklärt was Sache ist und das ich wirklich Hilfe brauche. Sie schaute in den Kalender und da die Anwältin in der Woche nicht da war, konnte sie mir erst 7 Tage später einen frühen Termin geben. Sagte dazu, dass Ihre Chefin das sicher schaffen würde und ich solle mich nicht verrückt machen. Ok, dann bis dahin nicht ans Telefon gehen, denn die Dame von der Lappenzentrale wollte sich ja in der kommenden Woche wieder telefonisch bei mir melden. Ich hatte für mich beschlossen, dass ich dann wohl bis zur Klärung Fahrrad fahren werde, bei meinem Glück würde ich sicher bis dahin in eine Kontrolle kommen oder in einen Unfall verwickelt werden und dann könnte mich der beste aller Ehemänner noch auf der Wache abholen. Es traf sich gut, dass es eine kurze Arbeitswoche und bestes Wetter war, so bin ich vor Arbeitsbeginn schon 48 Minuten Rad gefahren, etwas frisch war es morgens aber heiii, gesund auf alle Fälle.
Eine Woche später, alles der Anwältin erklärt, die mich sehr fürsorglich anschaute, sagte, dass sie ja nun schon lange in ihrem Beruf tätig sei, sowas noch nie hatte, aber das würde sie regeln.
Sie griff zum Hörer in meinem Beisein, rief bei der Lappenverwaltungsstelle an und sprach mit der Sachbearbeiterin. Lies es sich von ihr nochmal erzählen. Sagte ihr, das ich ihr gegenüber sitze und einen absolut glaubwürdigen Eindruck machen würde, entsprechend müsse es sich um einen Eingabefehler im System der Stadt handeln. Es könne ja nicht sein, das ich in Kontrollen überprüft wurde dort nichts festgestellt wurde und jetzt wo es nur um den Umtausch ginge, das Plastikding nicht bekäme. Ja, sie solle mit ihrem Vorgesetzten sprechen, aber sie als Anwältin würde garantieren, dass, sollte ich die Karte nicht anstandslos bekommen, wir uns vor Gericht sehen würden. Die zwei vereinbarten, dass sie einen Tag später miteinander telefonieren würden. Meine Anwältin erklärte mir dann, dass ich bis zur Klärung tatsächlich besser nicht fahre, aber das wären ja maximal noch 48 Stunden.
Einen Tag später rief sie an. Die Sachbearbeiterin hatte mit ihrem Vorgesetzten gesprochen, aufgrund der nicht vorhandenen Akten und der Tatsache, dass es mir nicht bekannt ist, habe man entschieden, dass ich die Plastikkarte bekomme und der Eintrag im Computer gelöscht wird. Ferner dürfe ich ab sofort wieder fahren und innerhalb von 2 Wochen sei die Benachrichtigung bei mir, dass ich die Karte abholen kann. Die Steine, die in dem Moment vom Herzen plumpsten habt ihr wahrscheinlich gehört. Denn der Rosalappen oder sein Nachfolger sind für mich mehr als Fortbewegungsmöglichkeiten, das erkläre ich vielleicht später mal. Knapp eine Stunde später klingelte mein Telefon und auf dem Display wurde die Nummer der Stadtverwaltung angezeigt in der der Computereintrag stand/steht. Ich bin nicht ran gegangen und hab gedacht, wenn die was wichtiges wollen, sprechen sie auf die Box oder rufen nochmal an. Es ist beides nicht passiert. Noch am gleichen Tag schrieb meine Anwältin alles zusammen, schickte es der Versicherung, der Lappenverwaltung und mir in Kopie, ich hatte die Gespräche schriftlich, in zwei Wochen kommt die Benachrichtigung und nun war alles wieder gut. Die Bilder der Vergangenheit, die durch diesen Akt wieder durchgekommen waren würde ich auch wieder dahin zurück bekommen, wo sie hingehören, alleine, ohne Fachperson.
Tja, heute ist es 5 Wochen später. Wird bei euch die Post auch nur noch maximal alle 2 Tage zugestellt? Achtet mal drauf ;-) Hier ist es jedenfalls so und die meiste Zeit in den letzten 5 Wochen war der Briefkasten, genau LEEEER. Keine Benachrichtigung mit "Frau Juna hol das Plastikding ab" Nix, Nada, Niente.
Ab der dritten Woche fragte ich mich, ob ich die Anwältin anrufen soll. Aber hei Geduld ist eine Tugend!!!! Werbung oder ein leerer Briefkasten. Hatte ich den Brief vielleicht weggeworfen, weil er zwischen Katalogen hing, die wir sowieso nie anschauen? Die Papiertonne wurde gerade geleert, die konnte ich nicht mehr durchsuchen - warten und nicht dran denken. Und gestern endlich lag ein unscheinbarer Brief im Kasten "sie können die Plastikkarte Mo-Fr in der Zeit von bis abholen. Bringen sie den Rosalappen mit". Jubel blieb aus, denn erst wenn ich das Ding in der Hand habe, Jubel ich. Also war ich heute morgen eine der Ersten die an der Lappenausgabestelle war. Die Ausgeberin kramte kurz, wollte den Rosalappen nur zum Entwerten haben und überreichte mir die Plastikkarte. Den Rosalappen habe ich dort gelassen zur Vernichtung. Warum? Da standen Informationen drauf, die mit mir, Juna nichts zu tun haben. Informationen aus einem anderen Leben, Namen einer Fremden, die vor 27 Jahren aufgehört hat zu leben und die ich, zumindest öffentlich, nicht mehr trage. Dass es Anteile gibt, die das anders sehen und das ich die Vergangenheit nicht vergessen kann, das sie auch niemals "ruhig" wird und mich nicht immer wieder aus der Bahn werfen kann, tja, diese Hoffnung habe ich verloren. Jetzt wird es wohl noch eine Sache geben, die mich mit diesen Namen in Aktion versetzen könnte, das Ableben der E., aber vielleicht habe ich Glück und es kümmern sich andere drum, bevor irgendjemand in einer Verwaltung auf die Idee kommt mich zu kontaktieren, auch wenn der Name nichts mit deren Namen zu tun hat.
Der Titel des neuen Buches könnte übrigens "Mein Name ist Juna" oder "Ich bin Juna" werden.
Ich fahre jetzt gleich zusammen mit dem weltbesten Ehemann mit dem Auto als Plastikkartenbesitzerin durch die Stadt und winke jedem zu. ;-)
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