verkrampft werde ich wach. Ich fühle in meinen Körper, versuche tief einzuatmen, aber es gelingt mir nicht. Meine Augen sind verkrustet, die Arme fühlen sich an, als habe ich die ganze Nacht Gewichte gestemmt, meine Hände sind eingeschlafen und kribbeln. Wieder versuche ich tief einzuatmen und noch immer liegt diese schwere, die keinen tiefen Atemzug zulässt, auf meinem Brustkorb. Langsam drehe ich den Kopf zur Seite, die Verspannung zieht vom Nacken tief in den Rücken.
Ich muss duschen. Die Restfeuchte des Wassers auf meiner Haut erzeugt einen wohligen Schauder, der warme, flauschige Bademantel hält mich warm. Ich schaue mich um. Stehe im Badezimmer, sehe die gemauerte Wand, hinter der die Dusche verbaut ist, das große Waschbecken neben dem Fenster und auf der anderen Seite des Raumes die Toilette. Der gesamte Raum ist warm, die großen Maschen der Badematte unter meinen nackten Füßen weich, ich schaue in den Spiegel, der trotz des Duschnebels klar ist.
Langsam entspannen sich meine Muskeln, er ist nicht da. Er dessen Namen ich nicht aussprechen werde, er, der mich in den letzten Stunden begleitet hat. Ich schaue mich weiter um.
Wieder versuche ich tief einzuatmen, aber immer noch sitzt etwas schwer auf meiner Brust. Wo ich bin, sehe ich, aber wie bin ich hier hingekommen, warum war ich gerade duschen?
Ich versuche mich zu erinnern und sehe den Anfang, merke wie er seine Hand auf meine Schulter legt, mich dreht, mit beiden Händen fasst . Ich fühle seinen Atem auf meiner Haut. Seine linke Hand hält mich fest, während er seine rechte unter mein Kinn legt. Höre seine Stimme und weiß, dass ich keine Chance habe
In mehr oder weniger großen Abständen, manchmal sind Jahre dazwischen nimmt er die Verbindung auf, die ich nicht abblocken kann. Und dann ist er gefühlt real da. Ich rieche ihn, sehe in seine Augen, höre seine Stimme, fühle seinen Atem und spüre anschließend was er mit mir gemacht hat.
Jeder der mich wirklich kennt, weiß das ich sehr realitätsnah bin, manchmal auch zu realistisch. Das ist die eine Seite. Dass ich Dinge fühle, die ich nicht erklären kann, wie bspw. das Vorträumen oder die Luftnot als J. umfiel, die andere.
Sicher gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die die Wissenschaft nicht erklären kann, die dennoch passieren. Es gibt sicher auch Menschen die mehr wahrnehmen als andere und feinere Antennen haben. Ich zähle mich nicht dazu, will das nicht.
Vielleicht liegt diese "Nähe" zu ihm darin begründet, dass ich ihm hörig war und er sich lange Zeit sicher sein konnte, das ich alles tun werde was er von mir verlanget und das "freiwillig".
Das alles ist lange vorbei. Eigentlich und doch ist er wieder da. Wenn diese Albträume und Gefühle wieder da sind, dauert es nicht lange und ich erfahre, dass er erneut Single ist.
Der Albtraum, die Gefühle verfolgen mich nun seit einigen Wochen wieder. Mal stärker, mal schwächer, dies mal intensiver und mit noch mehr Gewalt. Selbstverständlich schaue ich auf mich, attestiere mir selbst, das ich anscheinend eine Baustelle habe, vor der ich fliehen möchte und spinne.
Bis dann ein realer Brief an mich auf meinem Tisch liegt. Nicht Zuhause, im Büro. Ein Brief an mich persönlich, den ich öffne und der mich aus der Gegenwart in die Vergangenheit katapultiert.
Ein Brief mit wenigen Worten in denen er mir mitteilt, dass seit ein paar Wochen seine letzte Beziehung vorbei ist und alle, die seit mir da waren, und, bis ich zurück bin, kommen werden, nur Spielzeug sind. Als Absender seine Initialen mit einem Grußwort, das ich nur mit ihm in Verbindung kenne, seine Handschrift.
Diese "Albtraumnähe" dieses, Gedankentelefonieren macht etwas mit mir. Nichts gutes und ich weiß nicht, wie ich es abstellen kann. Das alles ist nun etwas länger her, aber das Gefühl der "Anwesenheit" bleibt.
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