Mittwoch, 1. Juli 2020

Bilder der Nacht 2

Im großen Hotel am Fluß DER Stadt, betrete ich mit dem besten aller Eheganter das Foyer. Die Aufzüge fahren hoch und runter, es ist Sommer und wir sind auf dem Weg ins Zimmer, um eine kleine Pause einzulegen, bevor es am Abend weiter geht.

Eine Gruppe Männer betritt durch den anderen Eingang das Foyer, geht auf uns zu. Sie tragen  Uniformen, sind gut gebaut und verdammt anziehend. Ich schaue genauer hin, renne los und fliege einem der Männer laut lachend um den Hals.

Es ist Herr Zuckerstück, den ich seit über 22 Jahren nicht gesehen oder gehört habe. Jeder, den ich fragte, sagte mir ungefähr das Gleiche: "tot -  die Seuche, du weißt ja". Damals war ich am Boden zerstört und habe irgendwann die Suche nach ihm aufgegeben.

Es war sowieso eine sehr unruhige Zeit für mich. Doch immer wieder habe ich in den sozialen Netzwerken geschaut ob ich ihn finde, aber ich hatte kein Glück.

Gestern Nacht dieser Traum, gestern morgen aufgestanden und mich an den Rechner gesetzt und seinen Namen, wie so oft in den letzten Jahren eingegeben. Und das soziale Netzwerk zeigt mir seinen sozialen Teil und zeigt an erster Stelle ein Bild von ihm an. Dünn ist er geworden, sehr dünn, aber er ist es, seine wachen stahlblauen Augen schauen mich an. Die feinen Falten um die Augen sind etwas tiefer geworden und die Wärme und Güte strahlt nach wie vor in seinem Gesicht.

Ich denke nicht lange nach, schreibe ihm, das ich von ihm wieder einmal geträumt habe, wach geworden bin, ein letztes mal nach ihm suchen wollte und ich mich wahnsinnig freue, ihn gefunden zu haben.

Ob er sich freut? Erinnert ? Ich bekomme Antwort, wir tauschen uns kurz aus, die Entfernung ist zu weit um sich mal eben auf einen Kaffee zu treffen. Uns hat es weit auseinander getrieben. Wir leben beide nicht mehr in DER Stadt. Mehr als 20 Jahre sind eine lange Zeit und es scheint, als ob ich ihm nicht so durch den Kopf ging.

Damit könnte es eigtl. erstmal gut sein. Ist es nicht. In dieser Nacht ist wieder jemand aus der Vergangenheit im Traum erschienen. Wieder so real, dass ich davon aufgewacht bin. So real, dass ich nun hier sitze, die Bilder von gestern Nacht aufschreibe und das was mich gerade beschäftigt versuche in Worte zu fassen.

Irgendwas stimmt nicht, irgendwas ist im Ungleichgewicht oder soll erledigt werden, doch was? Warum werden mir die Menschen, die über 20 Jahre aus meinem Leben verschwunden sind so real angezeigt, Menschen die nichts miteinander zu tun hatten. Irgendwas brummt, aber was?

Sobald wir wieder zu zweit sind, werde ich mich mit Ruhe darum kümmern, was in mir vorgeht. Schauen ob ich sende oder empfange. Empfange ich, kann ich nichts tun, sende ich, muss ich tiefer gehn...

4 Kommentare:

  1. Vielleicht haben Deine Träume, bzw. das Verhalten der Personen irgenwas miteinander zu tun, was sich in Deinem Unterbewußtsein verbirgt? Und es müssen nicht die zwingend die Personen an sich sein ...

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    1. Nein, beides absolut andere Wellen und Themen. Gaaaanz andere Menschen, andere Zeiten, aber die Träume so real, dass ich sie auch heute noch fühle... Das ist verdammt selten. Normal schreibe ich runter und dann ist gut, aber die bleiben. Wir sind jetzt wieder alleine, der Besuch ist heute abgefahren, somit hab ich Zeit in mich zu gehen und zu schauen, was da läuft...

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  2. Dieses Senden und Empfangen... Darüber würde ich gerne mehr wissen wollen...

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