Mittwoch, 17. März 2021

Ausgetreten

Entscheidungen wollen getroffen werden. 

Mit Blick auf den Kalender kann ich heute sagen, ich war 46,9 Jahre Mitglied einer Glaubensgemeinschaft. 

Zunächst nicht selbst gewählt. Die Verbindung zu dieser Glaubensgemeinschaft lag allerdings nur darin, dass man mich in ein Taufbecken stopfte, ab meinem 3. Lebensjahr an Ostern und Weihnachten in die Kirche schleppte, weil sich das so gehört. 

Eine Erziehung im Hinblick auf diese Glaubensgemeinschaft, auf Gott fand nicht statt. Gelebte Christenliebe auch nicht wirklich. 

Dann kam die Kommunion, welch ein Drama, welch ein Aufwand um danach dann direkt wieder mit der Kirche nichts zu tun haben zu wollen. 

Im Schulunterricht erfuhr ich natürlich auch nur über die "guten Seiten" dieser Religion. 

Dann kam eine für mich schwere Zeit, in der ich, durch Fügung, Zufall, andere würden sagen Gottesfügung, genau in dieser Gemeinschaft einen Platz fand, der mir Schutz und Sicherheit gab. Ich bin diesen Personen, die sich meiner Annahmen noch heute dankbar, denn mein Lebensweg wäre sicher anders verlaufen, wenn ich dort nicht Hilfe gefunden hätte. 

Ich lernte die Glaubensgemeinschaft anders kennen, übte dennoch Kritik an den strittigen Themen, wie Pille, Verhütung und später auch der Ausgrenzung von homosexuellen Paaren und den Mb-skandalen. 

Dennoch blieb ich Mitglied. Aus einer gefühlten Verantwortung heraus und auch weil nicht alles dort schlecht ist, viel Gutes getan wird und diese Gemeinschaft zu den größten Arbeitgebern in D gehört. 

Tja, bis vor 14 Tagen der bundesweite Tarifvertrag abgelehnt wurde. 

Der Arbeitgeber, der also christliche Werte vertritt, schwarze Schafe in seinen Reihen hat und auch in vielen Teilen strittig ist, tritt also seine Angestellten und zeigt ihnen, was sie ihm nicht Wert sind.

Ich habe schon bei der Kommunion die Passage "ich glaube an die heilige katholische Kirche" ausgelassen, denn auch schon zu dem Zeitpunkt habe ich nicht an eine Institution geglaubt. Vielleicht war ich also nie wirklich "Mitglied"? 

Nun bin ich es nicht mehr. Ein Termin von 5 Minuten und mit Brief und Siegel bin nun Heide, Heidin? Heidinnen? (anderes Thema, das mich derzeit beschäftigt, wozu ich sicher auch noch komme in der nächsten Zeit) 

Wusstet ihr übrigens, dass wenn ein Ehepartner aus der Kirche austritt, der andere aber Kirchenmitglied ist, beide Kirchensteuer bezahlen? Schaut euch mal die Infos zum Thema "besonderes Kirchengeld" an. Man lernt immer noch dazu ;-)

4 Kommentare:

  1. Ich bin auch schon lange ausgetreten. Weil ich mich damit absolut nicht mehr identifiziere. Vielleicht wieder, wenn ich Rentner bin und ein Hobby brauche. Ich war mal Meßdienerin. Aber in meiner Geburtsstadt, denn in meiner Heimatstadt nahmen sie damals keine Mädchen *augenroll*. Selbst meine 95jährige Omi, die wirklich immer in die Kirche gerannt ist (Sonntags, bzw. Samstagabends war das Pflichtprogramm), findet die Kirche heuchlerisch und blöd. Und das will schon was heißen. :-)

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    1. Schön das auch deine Omi zu denen gehört die eben den Laden kritisch beäugen. Sie haben in meinen Augen eine wichtige Funktion, denn wie soll Glaube vermittelt werden, wenn nicht auch durch die entsprechenden Glaubensgemeinschaften nur das System krankt und letztlich wird es den Herrn im Vat. auch nicht interessieren ob Juna in Deutschland und viele andere ausgetreten sind. Interessanterweise hat sich hier allerdings schon die "Gegenseite gemeldet" ob ich nicht dazukommen möchte ""

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  2. Das mit der Kirchensteuer ist mir passiert. Bin, da ich der Konfirmationsfraktion angehörte, ein bißchen länger in dem Verein geblieben als der Exmann. Solange, bis die Taufe meiner Cousine rum war, deren Patin ich gleichzeitig bin. Paar Jahre drauf flatterte mir ein Wisch ins Haus, ich MÜSSE zusätzlich zur Steuer noch 1% meines Bruttos 😉an Kirchgeld bezahlen. Da hatte es dann gereicht, weil MÜSSEN tu ich im Endeffekt nur eines, das bestimmt keiner

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    1. Ich hab die Info bei einem Lohnbuchhaltungs-Seminar bekommen ;-) Naja, wir müssen noch so viel mehr und wenn es nur die Tatsache ist, dass wir, wenn wir uns dagegen entscheiden mit den Konsequenzen leben müssen ;-) - Die Frage der Sinnhaftigkeit ist dabei meist das was mich stört. Also die Sinnhaftigkeit mancher Vorgaben... So nun stürze ich mich in den Einkaufsrausch... das Lager ist fast leer.

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