Dienstag, 19. Juli 2016

Und auf einmal ist alles ganz nah

Paris, Nizza, Istanbul...Terror, der weit weg ist und doch machte er mich betroffen und löste teilweise Ängste aus, von denen ich mich nie beherrschen lassen wollte. Dennoch beherrschen sie mich, indem ich aufmerksamer durch die Stadt gehe, noch mehr als vorher schon Menschenansammlungen meide und die Vorstellung einer Hütte irgendwo, abgelegen im nördlichen Teil der Welt immer mehr für sich spricht. 

Gestern um 23.10 hab ich mich auf den Weg zum Bahnhof gemacht um Herrn Gold abzuholen.

Ich stelle gerade den Motor ab als er auch schon aus dem Nebeneingang kommt und wir fahren fröhlich redend nach Hause.

Der Fernseher läuft noch, als wir zurück kommen und ich höre auf dem Weg ins Bad "viele Verletzte".

Als ich aus dem Bad komme sitzt Herr Gold sehr ruhig auf dem Sofa und erst jetzt nehme ich wirklich wahr, was da läuft. Wieder gab es einen Amoklauf, diesmal noch näher, im Süden des Landes und in einer Bahn.

Herr Gold war im Nordosten von hier aus gesehen, der Süden weit weg und doch hätte dieser Vorfall auch auf seiner Strecke stattfinden können, ebenso wie in Nizza wäre auch ein Anschlag auf dem Fest in der Goldstadt am vergangenen Wochenende möglich gewesen.

Wir schauen uns beide an, das "schön, das Du wieder hier bist" hat eine noch größere Bedeutung als vorher.

Gewalt erzeugt Gegengewalt, der Irrsinn, wird solange Menschen diesen Planeten bewohnen nie ein Ende nehmen. Schaut man derzeit Richtung Türkei wird einem schnell klar, dass es immer wieder Spacken geben wird, die nichts aus der Vergangenheit gelernt haben und diese auch noch als Vorbild sehen. Als ich gestern morgen von "Säuberung" gehört habe wurde mir schlecht.

Mit all den Gedanken, der Traurigkeit, dass wieder Menschen verletzt wurden und gestorben sind, weil jemand anders ihnen das Leben absprechen wollte, gehen wir kurz darauf gemeinsam ins Bett und sind beide dankbar, dass es nicht der Zug war, in dem Herr Gold gesessen hat. Die schwere der aktuellen Nachrichten wird erst richtig klar, als wir uns heute morgen anschauen und feststellen, dass wir beide nur sehr wenig geschlafen haben, weil wir ein "was wäre wenn..." eben nicht mehr abschalten konnten.

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