Sonntag, 8. Juni 2014

Flickwerk

Drei Beziehungen sind mir derzeit bekannt in denen man vom monogamen auf die offene Beziehung wechseln möchte.

Alle drei Beziehungen sind nicht gerade das, was ich als gesunde Beziehung bezeichne und alle drei Paare haben große Probleme miteinander. Alle drei Paare denken, dass ihre Beziehung über den Weg der offenen Beziehung zu retten ist.

Da Herr U. und ich im Bekanntenkreis mit dieser Thematik offen umgehen, waren es die Paare oder ein Teil der Paare, die uns mitteilten "so wie Ihr, werden wir in Zukunft unsere Beziehung auch gestalten":
Hei schön wenn man Vorbild sein kann,
Problem ist nur, das Ihr nicht wir seid


Paar 1: Sie möchte endlich wieder das Gefühl haben begehrt zu werden. Sie will eigentlich gar keinen anderen Mann, aber da ihr Mann, ihr gegenüber0 nur noch zum Samstagabendfick aufmerksam ist und ihre Bedürfnisse zu kurz kommen, er sowieso manchmal schon zu Nutten gegangen ist, möchte sie eben nun auch. Sie haben sich beide bereits nach 2 Jahren nicht mehr viel zu sagen und schweigen sich die meiste Zeit an, wenn sie sich nicht gerade über Schwachsinn ala "wer bringt den Müll runter" streiten.

Paar 2: Sie ist mehr Vanille und er ist mehr Leder. 3 Jahre haben sie versucht sich aufeinander einzustimmen. Seit einem Jahr ist nun der Nachwuchs da und wenn sie miteinander ins Bett gehen sind beide im Anschluss unzufrieden. Alltagsprobleme werden ignoriert und dann kommt hinzu, dass die Familie von beiden Seiten gegen den Partner arbeitet - Happy Familiy.

Paar 3: Im absoluten Rosenkrieg seit Herr U. und ich sie kennen. Also mittlerweile auch schon vier Jahre. Eine klassische On- Off- Beziehung mit anderen Partnern in den Trennungsphasen, Eheversprechen, Verlobung, Trennung, Urlaub auf Hawai um dort zu heiraten und schon auf dem Hinflug die nächste Trennung. Aber sie beide schwören auf ihre Liebe.

Wirklich ich finde es toll, wenn wir Bekannten und Freunden helfen können. Wenn wir Tipps geben können oder spiegeln. Das Problem ist nur, dass diese sechs Menschen alle denken, dass sie ihre eigentlichen Probleme mit der Änderung ihrer Beziehungsform beseitigen.

Das ist nicht so und wird zu 99% bei allen dreien sowas von schief gehen, das man sich schon jetzt den Stoff für ein neues Buch zusammen sammeln könnte.

Da herrschen extrem hohe Eifersucht, Mißtrauen, Verantwortungslosigkeit und Lügerei vor sodass eine auf Vertrauen basierende offene Beziehung gar nicht möglich sein wird. Jeweils ein Teil dieser Paare möchte die Monogamie eigentlich nicht aufgeben macht es aber um dem Anderen zu gefallen. Lustigerweise ist bei einem Paar der Part, der die offene Beziehung forciert, die Person, die hochgradig Eifersüchtig ist und alle sechs sprechen zwar von offener Beziehung verstehen aber alle etwas anderes darunter.

Ich habe schon überlegt, ob wir sie alle zusammen einladen, ihnen erklären dass sie alle das gleiche Vorhaben verbindet und Herr U. und ich machen uns dann vom Acker. Vielleicht können sie ja die Partner tauschen und anschließend sind alle glücklich und finden ihren Weg.

Herr U. und ich sehen jedenfalls für alle drei schwarz, trotzdessen oder gerade weil wir allen wünschen, dass sie glücklich sind.

Ich habe mich in den letzten Woche ausgiebig mit den jeweiligen Konstellationen beschäftigt und muss für mich sagen, das ich wahnsinnig froh bin, dass Herr U. und ich miteinander in unsere Beziehungsform gewachsen sind. Wir empfinden es beide so, dass wir jeden Tag näher zueinander finden und wir sind glücklich miteinander und wahrscheinlich ist es das, was alle sechs sehen und haben möchten.

Das Herr U. und ich dafür sehr viel an Beziehungsarbeit leisten und uns immer wieder dem anderen "versichern" wird dabei gerne übersehen oder es ist nicht sichtbar, denn die Beziehungsarbeit läuft hier Zuhause ohne Zuschauer. Ebenso, dass unsere Beziehung auf einem Fundament vieler Säulen steht, nicht aus einer bröseligen Betonplatte in Treibsand gegossen wurde, ist wesentlich, all das haben diese sechs Menschenkinder nicht und daher wird es nicht lange dauern und Herr U. und ich werden "sowas kann ja nicht klappen" hören.

Doch es kann klappen, wenn man seinen eigenen Weg geht und diesen gemeinsam gestaltet ohne andere kopieren zu wollen.

Erst heute wäre mir fast rausgerutscht "werd erwachsen und trage die Konsequenzen für Dein Handeln, vielleicht klappt es dann auch, dass Dein Gegenstück in Dir das sieht was Du bist" - aber ich habe es mir verkniffen, es wäre nicht so angekommen wie ich es meinte...

Herr U. und ich haben eben beschlossen, das wir allen drei Paaren in den nächsten Tagen mitteilen werden, das sie uns immer herzlich willkommen sind, aber das wir ihre Beziehungsprobleme nicht lösen können und sie sich einen Therapeuten suchen sollen. Ich bin gespannt wie sie reagieren werden. Morgen Abend weiß ich zumindest schon eine Reaktion.

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