Donnerstag, 26. Juni 2014

Hängt sie höher

Aufgrund des Falls der Selbstjustiz in der letzten Woche werden in den sozialen Netzwerken wieder massig "Ungerechtigkeiten" gepostet.

Beispielsweise "Alte Menschen werden im Pflegeheimen schlecht behandelt, Straftäter bekommen den Zucker in den....", "Täter bekommen psychologische Hilfen, Opfer werden traumatisiert alleine gelassen" usw. usw.

Immer wieder lese ich, dass man Straftätern und ganz besonders Mördern und Sexualstraftätern die Menschenwürde absprechen sollte.

Das sich diese Menschen, die nach solchen Maßnahmen schreien, selber auf das Podest von Straftätern stellen, möchten sie weder lesen, hören noch einsehen.

Ich habe sicher schon mehr von all den "unwürdigen" Dingen im Leben gesehen und erlebt als manch einer sich vorstellen kann und genau aus diesem Grund geht mir bei solchen Diskussionen immer wieder die Hutschnur hoch.

Ja, unser Pflegesystem ist miserabel und an allen Ecken und Kanten hakt es.
Ja, es müssten mehr Gelder in die Pflege fließen und in vielen "Altenverwahranstalten" muss dringend mehr Personal und mehr Achtung vor den alten Mensch Einzug halten.

ABER das liegt nicht an den bereits vorhandenen, überarbeiteten  Alten- und Krankenpflegern sondern an den Betreibern dieser Einrichtung die mit wenig Aufwand so viel wie möglich aus der Aufbewahrung rausholen möchten um ihre Kapitalerträge zu maximieren und an den Kostenträgern, die ebenfalls auf die Maximierung der Erträge aus sind. Nicht zuletzt an unserer Politik, wobei ich hier ganz klar sage "Ein Volk hat die Regierung, die es verdient hat".

Ja, das Rechtssystem mag vielen Menschen ungerecht erscheinen, wenn sie lesen, dass der Bankräuber 10 Jahre bekommt und jemand der wegen einem Sexualdelikt verurteilt wird, lediglich 5 Jahre in Haft muss. Da wird von armen Opfern gesprochen, die keine Hilfe bekommen, einer Täterlobby und von ungerechten Strafen. Zu bedenken ist, dass im deutschen Rechtssystem keine Gerechtigkeit gesprochen wird, sondern Urteile.

Ja, Täter haben ein Anrecht auf Hilfe und Resozialisierung.

Aber Opfer bekommen ebenfalls jede Hilfe die sie benötigen, sofern sie sie in Anspruch nehmen möchten.  Das ist wohl der einzige Unterschied, Straftäter werden durch Urteilssprüche oftmals dazu verpflichtet therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, Opfer hingegen müssen diese Hilfe annehmen.

Zunächst gibt es den Weisser Ring, sowie viele Einrichtungen von sozialen Trägern, die Opfern von Straftaten direkt zur Seite stehen. Nahezu in jeder großen Stadt gibt es mehrere psychologische Notfallambulanzen bei denen Opfer Hilfe in Anspruch nehmen können. Hier werden mögliche Maßnahmen angeboten und besonders der Weiße Ring bietet neben therapeutischen Hilfen, begleitende Maßnahmen sowie die Vermittlung von Rechtsanwälten, die Beantragung von möglichen Entschädigungsmaßnahmen wie beispielsweise das Opferentschädigungsgeld usw.

Die Polizei hat speziell ausgebildete Mitarbeiter, die besonders im Bereich der Opferhilfe ausgebildet sind und sie arbeitet mit den Hilfsorganisationen wie Weißer Ring und anderen zusammen, sodass auch hier erste Hilfen vermittelt werden.

Die Opfer müssen lediglich die angebotene Hilfe annehmen, aber das wollen Blöd und Co. nicht publilzieren, denn dann sind die Schlagzeilen nicht mehr so effektiv und jemand, der Opfer einer Straftat war und dann wieder ein selbstbestimmtes Leben ohne Opferrolle führt, ist einfach keine Schlagzeile wert, denn diese  sorgt nicht für die Aufmerksamkeit die eine Zeitungsauflage steigert.

Zu einfach ist es also das gängige Meinungsbild anzufeuern und zu rufen "hängt die Täter höher!" es bringt einfach mehr Auflage und passt so gut in das Bild der mediengeilen Aufmerksamkeitshascher. Diese Aufrufe bringen allerdings auch den Opfern keine Hilfe. 

Ich wünsche es niemandem, aber wenn jemand Hilfe benötigt:

Die schnelle Verbindung zum WEISSEN RING:

116 006: Unter dieser kostenfreien EU-einheitlichen Nummer ist ab sofort das Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS geschaltet. Die EU vergibt im Zuge der Harmonisierung die einheitlichen Nummern für Notruf- und Beratungsdienste. Die 116 006 als Beratungsdienst für Opfer von Verbrechen teilte die Bundesnetzagentur für Deutschland dem WEISSEN RING zu, der bereits seit August 2009 unter der Nummer 0800 0800 343 ein bundesweites Opfer-Telefon betreibt. Die rund 40 ehrenamtlichen Opferbetreuer der Einrichtung wurden und werden in einem ausgefeilten Aus- und Weiterbildungskonzept geschult. Sie betreuen das Telefon täglich von 7 bis 22 Uhr. Quelle: Weisser Ring




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen