Montag, 18. Februar 2013

Destruktive Beziehungen

Ich bin romantisch, verspielt, realistisch und wie man mir nachsagt sicher mit einem großen Herzen ausgestattet und dennoch kann ich genauso gut eiskalt und knallhart werden.

Ich Stelle mich und meine Bedürfnisse in einer Beziehung gerne zurück, wenn ich merke und weiß, dass das was ich gebe/tu meinem Partner gut tut. Das kann sehr weit gehen und in den Augen anderer auch sicher zu weit, so war ich immer und werde es sicher auch immer bleiben.

An anderen Stellen ging es in letzter Zeit häufig um kränkelnde Beziehungen oder auch um destruktive Beziehungen und ich wurde, aufgrund einiger Andeutungen von meiner Seite, jetzt mehrmals auf meine Vergangenheit, im Hinblick auf solche Beziehungen, angesprochen, daher nun mal Butter bei diesen Fisch.

Ich war gerade mal ein halbes Jahr verheiratet, als ich merkte, das mir bei meinem damaligen Geehelichten doch mehr fehlte, als ich ursprünglich dachte. Ich suchte nach Auswegen und Lösungen, aber die einzige Lösung die ich sah, war eine Neuorientierung. Ein weiteres halbes Jahr später, lernte ich Herrn D. und seine Partnerin online in einem Chat kennen.

Herr D. zog mich magisch an - aber er hatte eine Partnerin und war damit tabu. Mit der Zeit wuchs fast eine Freundschaft zwischen Ihr und mir. Sie erzählte mir von den schönen und schlechten Erlebnissen in der Beziehung und ich konnte so oft gar nicht nachvollziehen, warum es Schwierigkeiten gab. Ich unterhielt mich mit ihr, versuchte ihr zu erklären was er eigentlich von ihr will, versuchte ihm zu erklären wo ihr Verständnisproblem lag und das man mit einer Frau auch anders umgehen kann usw.Es kam wie es kommen musste die zwei trennten sich. Der Kontakt zu beiden blieb weiter aufrecht und die Anziehungskraft von Herrn D. auf mich wuchs. Zwei Monate nach ihrer Trennung, lud er mich zum Kaffee ein. Ich war innerlich schon lange von meinem Geehelichten getrennt und nahm die Einladung an.

Herr D. und ich trafen uns auf neutralem Boden und eine Stunde später waren wir bei ihm. Seine Worte als wir die Wohnung betraten waren "Herzlich Willkommen in Deinem Zuhause".

All das was ich in meiner Ehe vermisste, ein Mann der weiß was er will, der mir zeigt, sagt was er will, ein Mann mit dem ich reden konnte, der meine Bedürfnisse verstand, mich nahm wie ich war, Komplimente machte, ordentlich war, gut roch und und und. Das alles kombiniert mit dem damals für mich so wichtigen sexuellen Aspekt des BDSM, von dem mein Gehelichter nun gar nichts hatte. Ein Traum!

3 Tage später trafen wir uns wieder. Eine Woche später sagte ich meinem Geehelichten, dass ich mich trennen werde und weitere zwei Wochen später zog ich aus. Nicht in eine eigene Wohnung - direkt zu Herrn D.

Unsere Beziehung lief so perfekt.

Er arbeitete im Schichtdienst nur Nachts. 7 Tage arbeiten, 7 Tage frei. In der Woche in der er frei hatte, war jeden Abend, wenn ich von der Arbeit kam, gekocht, der Haushalt erledigt und nach einem gemeinsamen Essen ging es, wenn nicht vorher schon, nur um das Eine. In der Woche in der er arbeitete, kam ich so nach Hause, das ich ihn weckte, wir tranken Kaffee zusammen, ich brachte ihn zur Arbeit, putzte täglich die komplette Wohnung, bereitete ihm sein "Abendessen" vor schlief 3-4 Stunden um ihn dann von der Arbeit abzuholen und selber früh zur Arbeit zu fahren um früh genug wieder Zuhause zu sein.

Unsere gemeinsame Zeit war schön und lange Zeit hatte ich das Gefühl, es ist die perfekte Beziehung. Den Kontakt zu Freunden und Bekannten schränkte ich ein, denn sie kamen mit seiner Art und unserem Lebensstil nicht klar. Mussten sie auch nicht, denn es war ja mein Leben. Nur Leute aus der Szene konnten mich verstehen. Konnten verstehen, warum er mich "abwertend" behandelte, mich demütigte und ich dabei noch strahlte. Ich war selbstgewählt seine Sklavin. Genoss das Leben so und war glücklich. Ich musste so oft meine Frau stehen, Zuhause durfte ich loslassen, so sein wie ich war.

Immer noch hörte ich seine Worte "Willkommen in Deinem Zuhause", ergänzt durch ein liebevolles "hier gehörst Du hin und hier darfst Du sein wie Du bist und es wird immer Dein Zuhause sein" und er zeigte es mir auch.

Es gab keinen Punkt damals, an dem ich es für mich feste machen konnte, aber irgendetwas verrutschte. Er wurde härter, kälter und ich tat immer mehr um ihm zu gefallen und unsere Beziehung zu retten. Seine Mutter, die gleich nebenan wohnte, sagte kurz bevor sie starb zu mir "Goldi, Du weißt das andere Mütter bessere Sohne haben und mein Sohn nichts für Dich ist, er wird Dich kaputt machen" - ich lächelte sie damals an und dachte "sie kennt ihn nicht". Sicher würde es wieder werden. Wir würden wieder mehr miteinander sprechen, denn nach wie vor hatten wir den perfekten Sex und das ich in einem sehr engen Rahmen lebte, störte mich nicht. Hauptsache er war glücklich und ich diente ihm, wie er es wünschte.

Herr D. war, wie er sagte monogam und für mich kam die Frage gar nicht auf, das mich ein anderer Mann oder eine Frau interessieren könnte. Eines Tages kam ich nach Hause und er eröffnete mir, dass ich am nächsten Tag nicht erscheinen dürfte bevor er mich anruft. Er habe sich verabredet und ob ich den weiblichen Besuch kennenlernen dürfte, würde er im Lauf des Tages entscheiden. Er würde mich dann anrufen.

Für mich brach eine Welt zusammen. Er nahm mir mein Zuhause sagte mir letztlich das er doch nicht so monogam ist wie er es vorgab und gab mir nun offen das Gefühl, dass ich ihm nicht ausreiche. Schlimmer noch, in der folgenden Diskussion sagte er es mir auch, das ich nur dann Zuhause wäre, wenn er es für richtig halte und putzte im gleichen Atemzug noch mein Selbstbewusstsein runter indem er mir zu verstehen gab, das ich doch letztlich nichts Wert bin.

Ich liebte ihn, wollte ihn nicht verlieren, dachte es gehört zu unserem BDSM und machte wie er es wollte. Die Frau war nicht nach seinem Geschmack, seinen Frust lies er an mir aus. In der darauf folgenden "Session" passierten Dinge die eigentlich zu den Tabus gehörten. Aber er hatte entschieden und ich wollte gefallen, wollte das er glücklich ist - lies ihn gewähren und zog aus seiner Befriedigung mein "Glück".

Ab da begann die Hölle für mich. Ich verlor mich, mein Lachen verschwand, meine Lebenslust wurde geringer. Es gab Situationen in denen ich mich von meiner Seele und meinem Körper trennte, zu groß waren die seelischen und körperlichen Schmerzen die er mir zufügte. Aber er liebte mich ja und wenn ich das brave Goldi wäre würde er mit mir nicht so umgehen müssen. Er machte das alles doch nur aus Liebe zu mir.

Als ich mal wieder nicht nach Hause kommen durfte, war ich kurz davor mich vor den Baum zu fahren, nahm Tabletten in Überdosis und wollte so nicht mehr leben. Die Tabletten waren doch zu gering und als ich am nächsten Tag in meinem Auto aufwachte, hatte er bis dahin schon weit über 100 mal angerufen. Ich war ihm also doch nicht egal. Dennoch fuhr ich nach Hause, er war schon arbeiten, packte ein paar Klamotten, schrieb ihm einen Zettel das ich ausziehe und fuhr zu einer gemeinsamen Bekannten.

Mein Handy blieb aus. Nach vier Tagen machte ich es an. Mittlerweile hatte er die Mailbox vollgesprochen, hatte auch bei der Bekannten angerufen, die nicht sagte das ich bei ihr bin und ich rief zurück. Er liebe mich, ich solle zurück kommen, er würde mich nie wieder so verletzen...

Drei Tage dauerte es, bis er mich zurück hatte. Es war wieder wie am Anfang unserer Beziehung. Drei Monate lang und dann ging alles von vorne los. Bis ich es realisierte waren fast vier weitere Wochen vergangen, ich flüchtete wieder. Diesmal  in eine Wohnung von Freunden. Nachdem ich Kontakt aufgenommen hatte um abzusprechen wann ich meine Sachen abhole, dauerte es 2 Tage und ich war wieder "Zuhause".

Ich war ihm hörig. Er wusste welche Schalter er drücken musste und ich konnte ihm nichts entgegen setzen. Der dritte und letzte Auszug war dann wiederum 4 Monate später. Meine Seele war kaputt, ich war weit von dem Goldstück entfernt das ich jemals war. An dem Tag, an dem ich meine Sachen abholte dachte ich, es wäre geklärt wir könnten Freunde bleiben und lies mich auf einen letzten gemeinsamen Kaffee ein. Nach diesem Kaffee fehlen mir bis heute 6 Stunden und die darauf folgenden 12 Stunden waren ein Albtraum.

Als er mich losband sagte er mir "mit unserer Vorgeschichte wird Dir keiner abnehmen, dass das, was in den vergangenen Stunden passiert ist, nicht von Dir gewollt war." Ich verließ "mein Zuhause" und habe ihn seit diesem Tag nie wieder gesehen.

Er stalkte, als er über Bekannte erfuhr, das ich einen neuen Partner kennengelernt hatte, bedrohte er ihn und wusste dass er mir damit mehr Angst machte, als wenn er mich bedrohte.  Er bekam meine Telefonnummern heraus meine Adresse, schickte Blumen, Geschenke, SMS, rief an usw. Fast ein Jahr, Adresswechsel, xmal Telefon- und Handynummern wechseln dauerte es an - dann war Ruhe. 

Mein Partner danach hatte Mühe mir verschiedene Dinge, die sein Vorgänger mir anerzogen hatte, abzugewöhnen. Sei es das es für mich selbstverständlich war dem Mann immer und überall die Türe zu öffnen, in den Mantel zu helfen über immer die perfekt gekleidete, im perfekten Haushalt zu sein, bis hin zu keine Nähe passiv zulassen zu können wenn ich nicht mindestens gefesselt war usw..

Irgendwann war es überstanden. Heute weiß ich warum, was passiert ist und trotz allem gab es auch in dieser Beziehung gute Zeiten.Den Übergang von der Liebe zur Hörigkeit habe ich nicht wahrgenommen.

Das er ein kranker Mensch ist, seine Vorgehensweise nach wie vor die Gleiche ist, spielt dabei weniger eine Rolle. Die Frauen nach mir haben, bis auf die letzte Nacht und das Stalken, ähnliches erlebt oder erleben es noch mit ihm. Die Szene ist klein und auch wenn ich nicht mehr aktiv darin unterwegs bin, bekomme ich es immer wieder mit.

Er ist ein Manipulator der Extraklasse und sicher kann man vor ihm warnen, doch letztlich gibt es einen der macht und einen der mit sich machen lässt. Die "Schuld" lag also genauso bei mir.

Ich habe eng zusammengefasst, auch weil es viele Details gibt die hier nicht hingehören.

Heute kenne ich meine Mechanismen, meine Wertigkeit und auch das was ich bereit bin zu geben ohne mich dabei zu verlieren. Wenn ich mir manchmal andere Beziehungen anschaue, höre oder lese wie es dort zugeht, ganz gleich ob Vanille, SM wie auch immer, möchte ich manches mal laut schreiend dazwischen gehen. Aber jeder muss seine Erfahrungen selber machen, egal wie schmerzhaft sie sind.

Ich wünsche nur jedem, dass er dann einen Freund/eine Freundin hinter sich hat, die ihn/sie vor dem absoluten Fall auffangen. Ebenso wie einigen offene Augen, sich nicht so weit vor sich selbst zu erniedrigen und sich selbst nicht aus den Augen verliert.

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