Montag, 24. Juni 2013

Storyboard - Der neue Job I



Das ist es also das Haus, Lutherstr. 15 – sie schaut noch mal auf den Zettel. Ja-stimmt.  20 Klingeln sind links in das Mauerwerk neben der alten, aber sehr gut erhaltenen Holztür eingelassen.

 K. Schneider, Michel Kabuki, T. Friedemann, Gabler…jeden Namen liest sie bedächtig durch.
Rechts unten dann Q. Vadisto.

Noch bevor sie die Klingel drücken kann, geht der Summer.

Sie drückt die Tür auf, betritt einen dunklen, Flur. Diese alten Häuser sind so kühl im Sommer. Der Bewegungsmelder registriert sie, oder hat jemand den Lichtschalter betätigt?

Jetzt sieht sie  die wunderschönen alten schwarzen Bodenfließen, die in der Mitte des Ganges durch ein kunstvolles Mosaik in zarten grün- und blautönen unterbrochen werden. Die Wände sind strahlend weiß und am Ende des Ganges, auf den sie zugeht, ist eine Nische von der aus eine geschwungene, hölzerne Treppe nach oben führt.
Gerade als sie die erste Stufe betreten will, hört sie hinter sich eine Stimme

Katja?“ – Sie dreht sich um und schaut in stechend blau-graue Augen. Die Frau, die vor ihr steht, ist sehr groß, ihre langen rot-blonden Haare fallen über die Schulter. Eine grün-blaue Bluse, bedeckt gerade ihre Brüste und der schwarze kurze Rock zeigt ihre braun gebrannten schlanken Beine.
Sie lächelt Katja an „Komm rein wir warten schon  auf Dich, ich bin Simone“. Katja reicht Simon die Hand zur Begrüßung und geht an ihr vorbei.

Wieder ein Flur, schwere dunkle Vorhänge, ein weicher hoher Teppichboden in dem ihre Füße versinken, leise Musik. An keiner Stelle dringt Tageslicht durch. Ihre Augen müssen sich erst an die Dunkelheit und die indirekte Beleuchtung gewöhnen.

Einen Moment lang bleibt sie stehen. Simone geht an ihr vorbei. „Komm folge mir.“ Auf der linken Seite zieht sie einen Vorhang zurück. Dahinter verbirgt sich eine Sitzecke, bestehend aus zwei Ledersesseln und einem Zweisitzer, dazwischen ein Glastisch mit einer Frauen-Skulptur als Fuß. Drei Sektgläser stehen neben einem Sektkühler in dem eine Flasche Champagner liegt.

Setz Dich bitte, ich hole eben Christian“ Simone zeigt auf den rechten Ledersessel und Katja setzt sich. Der Vorhang wird wieder zugezogen und Simone verschwindet. Nur die leise Musik ist zu hören. Keine Schritte, keine Stimmen.
Den Termin hat Tom gemacht, nachdem sie in den letzten Monaten so oft gesagt hat, dass sie wieder arbeiten gehen möchte und die Tage ohne Menschen um sie herum zu lange sind.
„Die suchen eine Telefonistin und ich habe schon einen Vorstellungstermin für Dich vereinbart“, etwas verwundert war sie schon, aber wenn er nun damit einverstanden war, dass sie wieder arbeiten gehen würde und er sich dann gleichzeitig noch um ein Vorstellungsgespräch gekümmert hatte, warum nicht?

Es dreht sich nicht um eine Stelle als Abteilungsleiterin sondern als Telefonistin  für 20 Std. die Woche.
Der Vorhang wird lautlos zur Seite geschoben. Das muss Christian sein, Katja will aufspringen um ihn zu begrüßen, doch er ist schneller, drückt sie mit den Worten „bleib ruhig sitzen“ zurück in den Sessel.

Christian ist sicher 1,90, seine Augenfarbe kann sie hier bei dem Licht nicht erkennen, er ist gut durchtrainiert, trägt ein weißes Hemd und eine Jeans, seine blonden Haare sind modisch kurz geschnitten.
„Erzähl mir von Deinen Erfahrungen als Telefonistin, kannst Du mit dem Computer umgehen?“

Katja beginnt zu erzählen, während Simone den Champagner öffnet, drei Gläser befüllt und Christian und Katja eines reicht. Christian nickt zwischendurch, schreibt sich etwas auf, schaut ihr bei Rückfragen immer in die Augen und als Katja ihre Erzählung beendet hat schaut sie ihn erwartungsvoll an.

 „Tom hat mir gesagt, wir können heute den ganzen Tag über Dich verfügen, Dich einarbeiten und schauen ob wir mit Dir zureckt kommen, also wenn Du möchtest, trinken wir jetzt den Champagner und dann nimmt Simone Dich mit, zeigt Dir alles und wird Dir dann auch Deine zusätzlichen Aufgaben erklären, das was ich gehört habe und das was ich sehe reicht mir eigentlich um zu wissen, dass Du hier zu uns passt und ich freue mich auf eine gemeinsame Zusammenarbeit.“

Mit diesen Worten erhebt er sein Glas, stößt mit Katja und Simone an, nimmt einen Schluck und verlässt die zwei mit den Worten "Simone Du kümmerst Dich um Katja, ich bin in einer Stunde wieder zurück" und an Katja gerichtet "Simone wird Dir alles zeigen, nur keine Scheu".

Katja freut sich, es hat wie immer geklappt. Ein Vorstellungsgespräch bedeutet auch ein neuer Job, nie im Leben hat sie mehr als ein Gespräch geführt wenn sie sich beworben hat. Das es sich diesmal um eine Empfehlung handelt ist dabei unerheblich.

Simone erzählt ihr noch etwas über die Tradition des Unternehmens, über die eigentliche Firmengründerin, die sich aber aufgrund einer Kinderpause aus dem aktiven Geschäft zurück gezogen hat und über die Kolleginnen die sie alle noch kennenlernen wird.

Dann klingelt das Telefon.

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